von Laura Méritt
Sie ist DIE deutsche sex-positive Pionierin, die immer die Möse vorne hatte und die Freude zum Fliessen brachte. Alle ihre Filme zeigen Sexualitäten im positiven Sinne, ermuntern zum Ausprobieren, liefern sexuelle Bildung und erweitern den Hurizont. Fällt der Name Monika Treut, dann fallen sofort
Mit der „Verführung – die grausame Frau“ (1985), den sie zusammen mit der wunderbare Kamerafrau und Filmemacherin Elfie Mikesch machte, liefert sie nicht nur den Film zu ihrer Doktorinnenarbeit über das Frauenbild bei Sader-Masoch, sondern auch einen der wichtigsten und originellsten Spielfilme zu SM. Immer geht es Monika Treut auch um die politische Dimension von Sexualität und die kulturelle Einbettung. So ist die grausame Frau eine Männerphantasie, die für Männer und Frauen gleichermaßen faszinierend und angstbesetzt ist. Je mehr das Weibliche in patriarchalen Ordnungen gezähmt wurde, umso stärker fürchtet man die unangepasste Frau, die als grausam daherkommt. Eine befreite Frau innerhalb einer unfreien Gesellschaft lässt sich dann nur als Monstrum denken. Sie hält die Spannung von Lust und Leid, Genuss und Unterwürfigkeit unaufgelöst in der Spannung. Blicken wir aber hinter die Korsage, entdecken wir eine späte Vertreterin einer matriarchalen Macht, die nur noch mit Angst und Schrecken geliebt werden kann.
Verführung-die grausame Frau ist ein eindeutiges Statement des Feminismus, inhaltlich und formal wird der Frau ihr Körper und ihre Begierde zurückgegeben. Mit fast immer schrägen Kamerawinkeln wird die Kamera aus der Horizontalen befreit, filmische Konventionen aufgebrochen und der Blick der Zuschauenden in Vielfältigkeit geschult, ganz wie es die feministische Filmtheorie der 70er gefordert hatte.
Mit Humor und Liebe zu ihren Schauspielerinnen zeigt sie „abweichendes Sexualverhalten“, ob es um SM-Praktizierende, Dominas, Lesben, Transgender oder andere Identitäten geht. Sie portraitiert „starke“ Frauen, die aus der Rolle fallen: „Female Misbehavior“ und „Didn´t do it for love“. In „Die Jungfrauenmaschine“, der zu einem Kultfilm der Lesbenszene avancierte, hinterfragt eine junge Frau die herrschende Sexualität und lernt die bunte sex-positive Szene San Franciscos kennen, der damaligen Sex-Metropole. „My father is coming“ behandelt die Turbulenzen, wenn ein Familienmitglied zu Besuch kommt und sich der Vielfalt der sexuellen Möglichkeiten öffnet.
Immer nimmt Monika Treut mehrere Perspektiven ein, arbeitet grenzüberschreitend, zeigt Meta- Ebenen und spiegelt die Funktion von Gesellschaft, Kultur, Wissenschaft und Medien auf Sexualität und Identität. Sie ist eine wahre trans* – feministische Künstlerin. Wir wollen sie heute für ihr Lebenswerk ehren und wünschen uns noch viele spannende und lustvolle kulturübergreifende Filme von ihr. Herzlichen Glückwunsch!
„Es ist mein Beruf, grausam zu sein. Ihrer ist es, zu schreiben. Auch nicht gerade harmlos, oder?“