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Nackter Wahnsinn? Die Pornografisierung der Gesellschaft und ihre Folgen von Ulrike Köppchen
Bereits 2007 schrieb die Illustrierte „Stern“, die deutsche Jugend sei „voll Porno“, habe immer früher immer härteren Sex und daran sei ihr Pornografiekonsum schuld. Seitdem geistert das Schreckgespenst der Pornografisierung durch die Öffentlichkeit.
Längst geht es dabei nicht mehr nur um die Jugend und deren Sexualverhalten, sondern um die Pornografisierung der Alltagskultur: Porno-Chic beeinflusse auch die Sprache und unser Bild davon, was als attraktiver Körper gilt. Auf Schritt und Tritt würden wir in der Öffentlichkeit von sexualisierten Bildern verfolgt, die immer schriller und billiger daherkämen – pornomäßig eben.
„Sie dürfen diese Website nur besuchen, wenn Sie 18 Jahre alt sind“, heißt es auf der Startseite von youporn. Doch jeder, der lese- und sprachkundig genug ist, um zwischen den Buttons „Enter“ und „Leave“ zu unterscheiden, ob acht oder 80, erhält Zugang. Jede vierte Suchanfrage im Internet soll sich auf Pornografisches beziehen und eine hohe Trefferquote ist garantiert: Insgesamt wird die Zahl pornografischer Internetseiten auf etwa 400 Millionen geschätzt.
Beim Gedanken, dass solche Filme sozusagen das Drehbuch für den Ablauf beim Sex im wirklichen Leben liefern, wenden sich nicht nur Feministinnen mit Grausen ab. Doch wie groß ist überhaupt die Gefahr, dass Jugendliche und vielleicht auch Erwachsene in ihrem Sexualleben einfach das nachspielen, was sie in Pornofilmen sehen? Über diese Frage ist nicht nur die Öffentlichkeit tief gespalten, sondern anscheinend auch die Sexualwissenschaft.